Harnsäurespiegel bzw. Werte selber testen? Wie läuft der Test ab?

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Während Gicht früher das Leiden der Reichen war, hat sie sich inzwischen zu einer Volkskrankheit entwickelt. Kennzeichen sind Gelenkbeschwerden und das Auftreten erhöhter Harnsäurekonzentrationen im Blut. Es ist übrigens ganz einfach und schnell möglich die Werte selbst zu testen! Nachfolgend alles von A bis Z erklärt.

Bei wie vielen Menschen treten erhöhte Harnsäurewerte auf?

  • Bei etwa 2-3 Prozent der Bevölkerung werden in der heutigen Zeit erhöhte Werte festgestellt
  • Männer trifft dies etwa zehnmal häufiger trifft als Frauen.
  • Im fortgeschrittenen Alter nimmt die Häufigkeit deutlich zu.
  • Wichtigste therapeutische, aber auch vorbeugende Maßnahme ist eine ausgewogene und angepasste Ernährung.

Wie kann man Gicht erkennen bzw. den Verlauf der Krankheit bzw, Erfolg von Therapien messen?

  • Die einzige Möglichkeit Gicht sicher zu diagnostizieren bzw. zur Erkennung der Krankheit sowie deren Verlauf zu beurteilen ist es, die Harnsäurewerte zu Messen und auszuwerten.

Was ist Harnsäure und woher kommt sie?

  • Der Gehalt an Harnsäure im menschlichen Organismus setzt sich aus der Menge, die der Körper selbst produziert, zusammen sowie dem Anteil, der über die Nahrung als Purine aufgenommen und zu Harnsäure abgebaut wird.
  • Purine gehören zu den Grundbausteinen der Nukleinsäuren, wie DNA und RNA, und sind darüber hinaus Bestandteil weiterer für den menschlichen Stoffwechsel unverzichtbarer Produkte. Überschüssige Mengen werden im Körper eliminiert.
  • Purine werden über Fleisch, Hülsenfrüchte, Fisch und Wurstaufgenommen: Besonders viel ist in Innereien, wie Leber enthalten.
  • Entstandene Harnsäure wird zu mehr als 80 Prozent über die Niere (Urin) und zu etwa 20 Prozent über den Darm ausgeschieden.

Wann sollte man die Werte der Harnsäure genauer überprüfen lassen?

  • Die Bestimmung der Harnsäure ist angezeigt bei Beschwerden, die den Verdacht einer Gicht nahelegen (siehe verlinkter Artikel am Anfang des Artikels).
  • Zur Kontrolle der Behandlung einer bekannten Gicht-Erkrankung.
  • Dem Verdacht auf einen erhöhten Wert bei Risiko-Patienten mit Übergewicht, Bluthochdruck oder Nierenerkrankung.

Wie testet man bzw. wie funktioniert die Messung der Harnsäure-Werten? (im Urin bzw. Harn)

  • Eine Prüfung der Werte über den Harn bzw. Urin kann nur von einem Arzt bzw. im Labor durchgeführt werden.
  • Bestimmungen der Harnsäure-Menge im Harn sind problematischer. Die Menge schwankt in Abhängigkeit von der Ernährung. Um diese Schwankungen zu mitteln, wird für die Analyse 24 Stunden Urin verwendet, der stabilisiert werden muss, um zuverlässige Werte zu erhalten.
  • Harnsäure selbst zu bestimmen, lohnt sich für Menschen, die durch ihre Lebensweise, gefährdet sind oder bei denen bereits erhöhte Werte ermittelt wurden, obwohl noch keine klinischen Symptome vorliegen.

Wie testet man bzw. wie funktioniert die Messung der Harnsäure-Werten? (im Blut)

Messung mittels Uratoxidase (beim Arzt bzw. im Labor)

  • Die Messung der Konzentration erfolgt über die Umsetzung mit dem Enzym Uricase, auch Uratoxidase. Über dieses Enzym verfügen viele Säugetiere, nicht jedoch der Mensch.
  • Dabei entsteht als Produkt unter anderem das reaktive Wasserstoffperoxid, das in einem weiteren Schritt zu einem Farbstoff oder anderen Produkten umgesetzt und schließlich photometrisch erfasst werden kann.
  • Solche Methoden werden in klinisch-chemischen Laboren eingesetzt, die das Patientenblut untersuchen, das beim Arztbesuch abgenommen wurde.

Die Elektroden-Messung (in der Apotheke bzw. Zuhause)

  • Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz von speziellen Elektroden zur Messung der entstandenen Wasserstoffperoxidmenge.
  • Dieses Messprinzip liegt Kleingeräten zugrunde, die aus einem Tropfen Vollblut aus dem Finger, Harnsäure und Glukose, beispielsweise in der Apotheke, analysieren.
  • Solche Geräte sind auch für die eigene Verwendung erhältlich. Ähnlich wie bei der Diabetiker-Selbstkontrolle, wird mittels einer Lanzette an der Fingerkuppe punktiert und ein Bluttropfen auf eine Meßelektrode gegeben.
  • Diese Geräte müssen regelmäßig gewartet und mit Lösungen bekannter Harnsäure-Menge kontrolliert werden.
  • Bei der Blutentnahme muss der Finger sauber sein. Einige Verunreinigungen täuschen einen zu hohen Gehalt vor, andere senken fälschlicherweise den Messwert.

Wie hoch darf der Harnsäurewert im Blut sein?

  • Der Referenzbereich für Harnsäure im Blut beträgt für Frauen vor der Menopause 140 bis 340 Mikromol pro Liter.
  • Für Männer und Frauen in der Menopause 180 bis 420 Mikromol pro Liter.
  • Ältere Angaben verwenden übrigens als Maßeinheit Milligramm pro Deziliter.
  • Der Umrechnungsfaktor von Mikromol pro Liter in Milligramm pro Deziliter beträgt 0,0168, so dass die Werte Gesunder im Bereich von 2,5 bis 5,7 bzw. 3,5 bis 7,0 Milligramm pro Deziliter liegen.

Warum sollte man selber die Werte der Harnsäure Messen? Kann man selbst die Harnsäurewerte Messen?

  • Wie bereits weiter oben erwähnt ist es möglich die Werte selbst mit einem passenden Gerät (ähnlich wie bei Diabetikern) auch Zuhause zu Messen! Zu finden unter dem Punkt: „Die Elektroden-Messung (in der Apotheke bzw. Zuhause)“.
  • Bei bereits diagnostizierter Gicht hilft die Selbstkontrolle die aktuelle Stoffwechsellage zu analysieren , die Ernährung zu steuern sowie die richtige Dosierung der Medikamente zu überprüfen. Zudem kann man die Wirkung und Anpassung von Ernährung bzw. anderen äußeren Einflüssen besser Anpassen bzw. einschätzen.

Ist jeder bedroht von zu hohen Harnsäurewerten?

        • Erhöhte Harnsäurewerte sind meist die Folge von verschiedenen Erkrankungen (sekundären Hyperurikämie) bzw. häufig auch angeboren (primäre Hyperurikämie). Es gibt zwar gewisse Risikofaktoren, wie die weiter oben genannte Ernährung, meist ist jedoch der angeborene Defekt bzw. andere Krankheiten die eigentliche Ursache der erhöhten Werte und somit auch von Gicht.
        • Andere Krankheiten, die zu einer vermehrten Bildung von Harnsäure führen, sind z. B. bestimmte Leukämieformen. Aber auch Nierenerkrankungen, langes Fasten oder starker Alkoholkonsum sind Risikofaktoren!

Was passiert mit der überschüssigen Harnsäure im Körper?

        • Liegt vermehrt Harnsäure im Blut vor, kristallisiert diese aus. Begünstigt wird dies durch eine Übersäuerung (Azidose).
        • Auskristallisierte Harnsäure lagert sich in den Gelenken an und führt zu Entzündungsreaktionen und damit zu Gicht.
        • In den Nieren können sich zudem Harnsäuresteine bzw. Nierensteine bilden.

Wie sieht die Therapie bzw. wie sehen die vorbeugenden Maßnahmen aus?

        • Die Therapie bei Gicht besteht in der Senkung des Harnsäurespiegels durch Einschränkung der Purinaufnahme mit der Nahrung (Purin arme Diät).
        • Zudem ist das Trinken von Alkohol tabu, da er ebenfalls die Werte ansteigen lässt.
        • Zudem werden Ggf. noch zusätzliche Medikamente verschrieben (Allopurinol) welche den Purinabbau hemmen und diese Weise den Harnsäurespiegel senken.
        • Präparate zur Anhebung des Blut-pH-Wertes können in einigen Fällen die Wirkung unterstützen.
        • Zur Erfolgskontrolle und Therapie-Einstellung wird die Harnsäure Konzentrationen im Blut regelmäßig bestimmt.

Gibt es auch die Möglichkeit zu wenig Harnsäure im Blut bzw. Urin zu haben?

      • Ein verminderter Harnsäure-Gehalt (Hypourikämie) im Blut wird eher selten festgestellt.
      • Verursacht sein kann er durch bestimmte Medikamente, beispielsweise Salizylate (Entzündungshemmer) in hoher Dosierung, Röntgenkontrastmittel oder durch Überdosierung des Gichtmedikaments (Allopurinol).
      • Bei einer Leberschwäche (Leberinsuffizienz) wird häufig ebenfalls eine Hypourikämie diagnostiziert.

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