Woran kann es liegen, dass der Gesprächspartner den direkten Augenkontakt vermeidet? Ist es Ignoranz? Langeweile? Desinteresse? Unsicherheit? Lügt er? Bin ich es? Das Gespräch ist spätestens an diesem Punkt überschattet von Mutmaßungen, das eigentliche Gesprächsthema rückt dabei immer mehr in den Hintergrund.
Warum ist Augenkontakt in einem Gespräch wichtig?
- Der Blickkontakt gehört zur Körpersprache und ist, wie beispielsweise auch die Mimik ein elementarer Bestandteil der nonverbalen Kommunikation. Parallel zur Mimik enthält der Blickkontakt auch eine psychologische Ebene, die vom Gesprächspartner oft nicht geplant gesteuert wird .
- Die traditionelle Vorstellung, durch die Augen in die Seele des Menschen zu blicken ist immer noch tief verwurzelt. Insofern gehört gerade bei intensiven Gesprächen, in denen es um emotionale Bindungen und existenzielle Fragestellungen geht, der gegenseitige Blickkontakt zum kommunikativen, sozialen Standard.
- Durch den Augenkontakt mit dem Kommunikationspartner stellt man zunächst eine Verbindung und ein Vertrauen her, das signalisiert: „Ich höre Dir zu“.
- Gleichzeitig vermittelt der direkte Augenkontakt eine Form von Offenheit und Unmittelbarkeit.
- Wer den direkten Augenkontakt sucht, zeigt er ist ansprechbar und vermittelt dadurch zugleich auch sein Selbstbewusstsein. Es heißt, „Du kannst mit mir reden“, „Ich bin vorbereitet“ und stehe mit meinem „Ich“ Rede und Antwort.
- Ein intensiver Blickkontakt kann auf die Dringlichkeit und Relevanz einer Aussage hinweisen – aber auch auf einen dominanten Charakter hindeuten.
- Empathie in Form von Sympathie wird oft am Blickkontakt zwischen zwei Gesprächspartnern bereits vor den ersten Worten hergestellt.
Gründe warum jemand einen nicht in die Augen schaut
- Mangelnder Augenkontakt – ob intuitiv oder geplant – deutet auf Schüchternheit, potenzielle Verunsicherung oder Angst vor etwas Unerwarteten oder gar Frustrierendem hin. Er will nicht angesprochen werden.
- Geschieht dies intuitiv und aus einer momentanen spontanen Befindlichkeit heraus, spricht die Psychologie von einem „authentischen“ Verhalten, um durch den gewonnen Abstand zum Gesprächspartner, den die Unterbrechung des Sichtkontakts darstellt, Sicherheit zu gewinnen.
- Eine zeitweise Fixierung auf einen Punkt im Raum oder beispielsweise eine Zigarettenschachtel kann Konzentrationsgründe haben und hat meist auch keine negativen Auswirkungen auf die Gesprächsführung.
- Permanentes Wegschauen allerdings entkoppelt den Gesprächsverlauf und wirkt vor allem für den Gesprächspartner befremdlich und löst oft Irritationen hervor.
- Wer absichtlich lügt, scheut oft den direkten Blickkontakt – Gekoppelt mit dem Gefühl des Ertappt-werdens spielt hier die Angst eine große Rolle ebenso wie die in vielen Fällen hohe Konzentrationsleistung bei der Formulierung der Lüge oder Ausrede.
Wege aus der gestörten Kommunikation
- Ein harsches „Schau mich an, wenn ich mit dir rede!“ trägt nur in den seltensten Fällen zu einer Entspannung der Gesprächssituation bei.
- Eine empathisch gestellte Fragestellung á la „bin ich jetzt zu persönlich geworden?“ „wollen wir ein andermal drüber reden?“, „sollen ich uns was zu trinken holen?“ kann das Eis bzw. die Gesprächssituation entkernen und auflockern.
- Humor kann auch eine Möglichkeit sein, eine für den Gesprächspartner verkrampfte Kommunikationssituation aufzulockern – „Hey, so hässlich bin ich doch auch nicht, dass du mich nicht anschauen könntest“.
- Wichtig ist es zu versuchen, sich durch den fehlenden Blickkontakt nicht irritieren zu lassen oder wild zu interpretieren, warum er mich nicht anschaut – in vielen Fällen geschieht dies ja unbewusst.
- Durch das Wissen um die psychologische Bedeutung des Wegschauens können auch Vorteile erwachsen, wenn man dies in seine eigene Gesprächsführung mit einbaut.
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