Wie andere Menschen uns beeinflussen? Verhaltens und Meinungs änderungen?

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Andere Menschen beeinflussen unsere Entscheidungen und Meinungen teils auf eine faszinierende Art und Weise. Sozial-Psychologische Experimente decken häufig überraschende Verhalten von Menschen auf! Doch wer sich bewusst ist, wie andere die eigenen Entscheidungen beeinflussen können, kann diesen Einfluss zumindest minimieren.

Menschen schließen sich Gruppen an, auch wenn die Gruppe offensichtlich falsch liegt!

  • Wie leicht Menschen sich anderer Meinung anpassen, zeigte Muzafer Sherif bereits 1935. Er ließ Teilnehmer die Bewegung eines Lichtpunktes in einem völlig dunklen Raum beurteilen.
  • Der Trick dabei: Die Bewegung ist eine optisch Täuschung (durch den autokinetischen Effekt) – Der Punkt bewegt sich gar nicht!
  • Während in Einzelbeobachtungen die Einschätzungen der Bewegung erheblich abwichen, glichen sich die Antworten in Gruppenbeobachtungen an.
  • Noch spektakulärere Ergebnisse lieferte das Konformitätsexperiment von Asch, das als eines der klassischen sozialpsychologischen Experimente gilt. Er untersuchte 1951, wie sich Gruppenzwang auf die Meinung einzelner auswirkt.
  • Dafür zeigte er Probanden einen Strich. Sie sollten aus drei weiteren Strichen auswählen, welcher ihm von der Länge ähnelt. Dabei waren die Unterschiede eindeutig zu erkennen, sodass der Strich zweifelsfrei zugeordnet werden konnte.
  • Die Probanden mussten innerhalb einer Gruppe als letzte ihre Meinung darüber äußern, welcher Strich genauso lang ist. Was sie nicht wussten: Die anderen Teilnehmer steckten mit dem Versuchsleiter unter einer Decke und nannten absichtlich einen falschen Strich.
  • Über ein Drittel der Teilnehmer passte sich der Mehrheit an und nannten ebenfalls den falschen Strich, obwohl die Antwort offensichtlich falsch war.
  • Manchmal führt der Wunsch nach Konformität sogar so weit, dass alle Gruppenmitglieder sich für etwas einsetzen, dass sie eigentlich nicht wollen. Das auch als „Abilene-Paradox“ bezeichnete Phänomen wurde nach einer Anekdote benannt, in der eine Familie einen Ausflug nach Abilene macht, obwohl das eigentlich keiner der Beteiligten möchte.
  • Verantwortlich dafür ist Gruppendenken. Das Abilene-Paradox tritt ein, wenn jedes Mitglied seine eigenen Bedürfnisse hinten anstellt, um die Erwartungen der Gruppe zu erfüllen.

Ein einziges Wort kann Menschen manipulieren!

  • Ein einziges Wort ist ausreichend, damit Menschen Situationen völlig anders wahrnehmen. Der Effekt wird als „Priming“ bezeichnet. Sachverhalte und Situationen werden unterschiedlich interpretiert, wenn assoziationsstarke Begriffe genutzt werden. Auch das Handeln der Menschen ändert sich.
  • Testpersonen wurden zwei Personenbeschreibungen gezeigt – die exakt übereinstimmen – außer dem Unterschied, dass das erste Wort „warm“ oder „kalt“ ist. Die „warme“ Persönlichkeit wurde daraufhin von den Testpersonen mit wesentlich positiveren Charaktereigenschaften assoziiert!
  • Wissenschaftler kennen dies auch unter dem „Hallo-Effekt“, der es nicht ermöglicht, Gesamtsituationen objektiv zu bewerten.

Wenn andere anwesend sind: Warum helfen Menschen nicht?

  • Bei Übergriffen oder Unfällen wird häufig die Frage aufgeworfen, warum keiner der Außenstehenden geholfen hat, obwohl er die Möglichkeit dazu hatte. Je mehr Menschen eingreifen könnten, umso geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dass ein Einzelner es tut.
  • Sozialwissenschaftler nennen diesen Effekt „Verantwortungsdiffusion“. Menschen sind sich häufig unsicher darüber, ob eine Gefahrenlage besteht, und neigen dazu, ihre Verantwortung auf andere abzuwälzen. Das führt allerdings dazu, dass niemand mehr hilft.
  • Ein weiterer Grund für mangelnde Hilfeleistung kann Unsicherheit sein. Latané und Darley führten dazu 1970 die sogenannte „Rauchstudie“ durch. Die Teilnehmer der Studie befanden sich in einem Raum unter dessen Tür nach einiger Zeit Rauch eindrang.
  • Waren sie alleine, meldeten Dreiviertel den Rauch. Mit zwei weiteren anwesenden Personen war es noch ein Drittel. Wurde ein Proband jedoch mit zwei weiteren Teilnehmer in den Raum geschickt, welche vorher instruiert wurden den Rauch absichtlich zu ignorieren, meldeten nur noch 10% der Probanden den Rauch.
  • Dieses Phänomen ist auch als „Pluralistische Ignoranz“ bekannt. Menschen sind in Notsituationen häufig verunsichert und versuchen, durch das Verhalten anderer Anhaltspunkte für das eigene Handeln zu erhalten.
  • Unternehmen andere Anwesende nichts, wird es immer unwahrscheinlicher, dass überhaupt jemand hilft, da sich alle am gegenseitigen „Nichtstun“ orientieren.
  • In einer Notsituation sollte sich deswegen jeder darüber bewusst sein, dass er derjenige ist, der handeln muss. Dies gilt umso stärker, je mehr andere Menschen anwesend sind. Eine klare Verteilung der Aufgaben mit gezieltem Ansprechen der Personen ist die beste Methode, andere zur Mithilfe zu bewegen.

Verbotenes und Unerreichbares ist attraktiver!

  • Werden wir in unserer Freiheit beschränkt und haben weniger Wahlmöglichkeiten als zuvor, führt dies dazu, dass wir das, was wir nicht mehr haben können, besser finden als vorher.
  • In einem Experiment mussten zwei Gruppen jeweils zwei Schallplatten bewerten. Einer Gruppe wurde in Aussicht gestellt, sich eine Platte aussuchen zu dürfen. Die zweite Gruppe sollte als Dankeschön für ihre Teilnahme einen zufällig ausgewählten Tonträger erhalten.
  • Am nächsten Tag erklärten die Versuchsleiter den Teilnehmern beider Gruppen: Es steht nur noch eine Platte aus der früheren Auswahl zur Verfügung!
  • In der Gruppe, die frei wählen durfte, wurde das Album, das sich die Teilnehmer nicht mehr aussuchen konnten, wesentlich besser bewertet als zuvor. Sozialpsychologen sprechen hier von Reaktanz.
  • In der anderen Gruppe fiel die Platte hingegen im Ansehen. Da sie von vorneherein keine Wahlmöglichkeit hatte, bewertete sie nun die wegfallende Alternative als schlechter. Dieses Verhalten ist als „Saurer-Trauben-Effekt“ bekannt geworden.
  • Reaktanz beeinflusst menschliche Entscheidungen beispielsweise im Schlussverkauf. Wenn wir fürchten, etwas nicht mehr kaufen zu können, betrachten wir es als begehrenswerter, als es eigentlich ist.

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