Was ist Fairtrade und wie funktioniert es? Die Vor- und Nachteile?

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Kinderarbeit, Kleinbauern, die am Existenzminimum leben und Selbstmorde in chinesischen Fabriken sind Probleme, die Konsumenten oft unbewusst unterstützen. Viele Menschen sind jedoch bereit dafür, mehr Geld zu bezahlen, wenn Artikel unter sozialen Bedingungen hergestellt werden. Wie hilft Fairtrade hier weiter?

Was ist das Fairtrade-System? Wie funktioniert Fairtrade und was bewirkt es? Eine Erklärung anhand von Kakao!

  • Weltmarktpreise sind häufig zu niedrig, als dass kleinere Produzenten wirtschaftlich arbeiten können und gleichzeitig ihre Angestellten gerecht entlohnen könnten. Sie werden maßgeblich von großen Unternehmen bestimmt, die durch Agrarsubventionen und große Produktionsmengen die Preise drücken können.
  • Betroffen sind davon vor allem Kleinbauern, die keinen Zugang zu aktueller Ernte- oder Bewässerungstechnologie besitzen. Um trotzdem mithalten zu können, nutzen sie Chemikalien, entlohnen ihre Arbeiter bei schlechten Arbeitsbedingungen unzureichend und lassen sogar Kinder für sich arbeiten.
  • Ein weiteres Problem sind zahlreiche Zwischenhändler, Rebellen und korrupte Beamte, die dafür sorgen, dass der Produzent weniger Geld erhält. Bei Kakao erzielen Bauern durchschnittlich nur ein Drittel des Exportwertes.
  • Die schlechten Arbeitsbedingungen sind auch innerhalb der großen Unternehmen der Standard. Zwar gab es beispielsweise mit dem Harkin-Engel-Protokoll oder der International Cocoa Initiative (ICI) immer wieder Versuche, Kinderarbeit zu stoppen, auf den westafrikanischen Plantagen sieht dies jedoch anders aus.
  • Vorwürfe wegen Kinderarbeit wurden beispielsweise gegen Milka, Kraft, Nestlé, Kraft Foods und Ferrero laut.
  • Das Problem der Kinderarbeit geht in manchen Staaten wie Mali soweit, dass der Handel mit Kindersklaven keine Seltenheit ist.

Die Grundlagen des Fairtrade-Systems bzw. des dahinterstehenden fairen Handels?

  • Der Grundsatz des fairen Handels ist es, Kleinbauern, die an den Rand des Marktes gedrängt worden sind, über längere Zeit einen fest gelegten Preis für ihre Produkte zu zahlen.
  • Der Preis entsteht in Verhandlungen mit den Bauern, ist jedoch mindestens so hoch, dass sie sozial- und umweltverträglich produzieren können. Dazu zählt natürlich auch, dass Sklaven- und Kinderarbeit verboten ist. Frauen müssen ebenfalls gleichberechtigt entlohnt werden.
  • Hinzu kommen häufig zahlreiche weitere Projekte, die die Armut minimieren und das Wissen der Bauern maximieren soll. Auch Vorfinanzierung und Gemeinschaftsprojekte sind in Einzelfällen möglich.
  • Ziel ist nicht nur die Bekämpfung konkreter Armut, sondern auch eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.
  • Um zu gewährleisten, dass Produkte tatsächlich fair hergestellt worden sind und nicht zu unrecht mit fairem Handel werben, wurden verschiedene Siegel ins Leben gerufen, die dem Konsumenten mehr Gewissheit geben. Die dahinterstehenden Organisationen haben unterschiedliche Anforderungen und überprüfen die Erfüllung der Mindeststandards regelmäßig.
  • Das bekannteste Sigel ist mit Abstand Fairtrade. GEPA hat dieses Siegel ebenfalls lange genutzt, macht jedoch aufgrund der eigenen höheren Maßstäbe davon keinen Gebrauch mehr. Weitere wichtige Sigel und Unternehmen sind EL PUENTE und die dwp eG.
  • Der faire Handel beschränkt sich derzeit hauptsächlich auf landwirtschaftliche Produkte. Vor allem Kaffee, Schokolade und Bananen werden inzwischen auch in Supermärkten und Discountern angeboten.
  • In der Textilbranche wird eine faire Produktionsweise zunehmend wichtiger. Ansprechpartner für faire Kleidung sind beispielsweise die Fair Wear Foundation, TransFair, und die Clean Clothing Campaign.
  • Die Elektronikindustrie hat neben schlechten Arbeitsbedingungen in Fabriken in den Schwellenländern auch Probleme mit der Förderung der notwendigen Rohstoffe, zumal Konfliktmineralien wie Coltan benötigt werden. Durch die komplexe Herstellung ist es besonders schwierig, Elektronik völlig fair herstellen zu lassen. Es gibt jedoch bereits fair hergestellte Computermäuse und Projekte wie das Fairphone.

Doch hilft Fairtrade wirklich? Oder ist es wieder nur eine neue Verkaufsmasche?

  • Bislang bescheinigen Studien dem fairen Handel eine deutliche Verbesserung der Lebensbedingungen der Bauern und ihrer Angestellten.
  • Geförderte Bauern und ihre Familien haben wesentlich bessere Bildungschancen.
  • Faire Preise für Einzelne können in einer ganzen Region für höhere Marktpreise sorgen. Auf diese Weise profitieren auch Bauern, die nicht explizit gefördert werden.
  • Auch die gesamte regionale Wirtschaft kann vom fairen Handel profitieren.

Hat das Fairtrade-System Nachteile?

  • Die Zertifizierung durch Siegel ist für Firmen sehr teuer und verschlingt einen Großteil der Mehrkosten. Beim Bauern kommt also nur ein Bruchteil des Geldes an, dass westliche Konsumenten zusätzlich investieren müssen, um Fairtrade-Produkte zu erwerben.
  • In Nicaragua mussten Kaffeebauern ihre Produktion auf ökologische Landwirtschaft umstellen. Dies führte zwar zu einem höheren Preis ihrer Produkte, ihnen blieb aber aufgrund der höheren Kosten weniger Ertrag.

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