Autoimmun-Erkrankungen sind mehr oder weniger schwere körperliche Erkrankungen, die einer Fehlfunktion des Immunsystems zugrunde liegen. Körpereigene Abwehrzellen wenden sich fälschlicherweise gegen ganz natürliche, gesunde Gewebestrukturen des Körpers und zerstören dadurch nach und nach teils lebenswichtige Organe und gesunde Strukturen.
Was sind Autoimmun-Erkrankungen?
- Bei einer Autoimmun-Erkrankung wendet sich der Körper gegen sich selbst. Abwehrzellen, die dazu gedacht sind, Krankheitserreger abzutöten, erkennen stattdessen körpereigene Zellen als gefährliche Eindringlinge. Sie regen den Körper zur Produktion von Stoffen an, die diese vermeintlich gefährlichen, aber eigenen Zellen abtöten.
- Autoimmun-Erkrankungen sind hinsichtlich ihrer Entstehung noch nicht vollständig erforscht. Fest steht aber, dass die fehlgeleiteten Immunzellen Schwierigkeiten damit haben, die Zelloberflächen der körpereigenen Zellen richtig zu erkennen, die sie angreifen. Immunzellen erkennen anhand einer Kohlenhydrate-Oberschicht jeder Zelle, was sie ist. Diese Schicht wird als Glykokalix bezeichnet und jede Zelle hat sie, also auch unsere körpereigenen Zellen. Die kranke Immunzelle erkennt unsere eigene Glykokalix nun nicht mehr als ungefährlich und zum Menschen gehörig, sondern als Zelloberfläche eines Krankheitserregers – und greift die Körperzelle an.
- Gefährlich sind Autoimmun-Erkrankungen dann, wenn durch die Zerstörung der körpereigenen Zellen ganze Gewebestrukturen und damit Organe zerstört werden. Da die Immunzelle die Körperzelle zerstört, kann mit der Zeit nicht mehr genug nachproduziert werden, um diese Verluste auszugleichen. Es kommt zu teils schwerwiegenden funktionellen Ausfällen des körpereigenen Gewebes und das betroffene Organ kann langfristig nicht mehr richtig funktionieren. Das geschieht mit der Zeit bei den meisten Autoimmun-Erkrankungen.
Woher kommen Autoimmun-Erkrankungen?
- Die derzeit wahrscheinlichste Theorie ist die „bad luck and bad genes“-These. Sie geht davon aus, dass eine autoimmune Erkrankung einer genetischen Veranlagung zugrunde liegt. Die Gene codieren, welche Immunzellen produziert werden und wie sie überhaupt funktionieren. Damit müssen autoimmune Erkrankungen von falschen Genen ausgehen und wären damit auch erblich bedingt. Das heißt jedoch nicht, dass die Eltern bereits von der Erkrankung betroffen sein müssen. Kommt sie dagegen bei den Großeltern vor, kann es sein, dass man auch selber betroffen ist. Ob es jedoch zum Ausbruch der Erkrankung kommt, hängt von äußeren Faktoren ab.
- Autoimmun-Krankheiten müssen durch die Verbindung zu kranken Immunzellen genetisch bedingt sein. Nur so könnten Immunzellen kontinuierlich in erkrankter Form nachproduziert werden.
- Manche Menschen haben eine genetische Disposition zur Autoimmun-Krankheit, auch wenn sie bei ihnen niemals ausbricht. Auch brechen solche Erkrankungen nicht immer zur gleichen Zeit aus. Während einige Betroffene in der Kindheit schon erkranken, sind andere Menschen erst als Erwachsene oder gar noch später im Leben betroffen. Deswegen geht die moderne Medizin davon aus, dass autoimmune Erkrankungen von äußeren Faktoren abhängig sein müssen. Kommen sie ins Spiel, wird es wahrscheinlicher, dass sie ausbrechen. Zu diesen Faktoren zählen diejenigen, die sich auf Immunzellen auswirken, also beispielsweise Medikamente oder auch Verletzungen der Organe und Gewebe, die von der Autoimmun-Erkrankung betroffen wären.
Behandlung von Autoimmun-Krankheiten
- Autoimmune Erkrankungen sind unheilbar, was zunächst aber nur bedeutet, dass die Ursache selbst nicht behandelbar ist. Die größte Chance besteht darin, den Verlauf der Erkrankung aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen.
- Medikamente gegen Autoimmun-Erkrankungen werden als Immunsuppressiva bezeichnet. Sie unterdrücken die Wirkung des gesamten Immunsystems und sorgen so zugleich dafür, dass die gesunden Körperzellen nicht mehr angegriffen werden können. Da autoimmune Erkrankungen immer schubweise verlaufen, werden die Immunsuppressiva auch nur während eines Schubs verabreicht. Die Behandlung ist nicht ungefährlich, denn ein ausgeschaltetes oder in seiner Wirkung geschwächtes Immunsystem bedeutet auch immer, dass sich der Körper nicht mehr gegen echte Krankheitserreger verteidigen könnte. Deswegen wird der Patient zur Behandlung ins Krankenhaus eingewiesen und muss während dieser Zeit von Erregern ferngehalten werden.
- Die schwerwiegendsten Autoimmun-Erkrankungen sind leider lebensbedrohlich und können auch durch die Gabe von Immunsuppressiva nie vollständig geheilt werden. Die Symptome sind schwerwiegend und es kann gegebenenfalls symptomatisch behandelt werden, um wenigstens die Schmerzen zu lindern. Eine vollständige Heilung ist jedoch ausgeschlossen und es ist gerade in den abschließenden Stadien der Erkrankung fraglich, ob die Gabe von Immunsuppressiva noch zielführend ist.
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