Warum gähnt man? Und wirkt gähnen wirklich ansteckend?

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Morgens früh, nachmittags nach dem Essen oder abends kurz vor dem Einschlafen. Der Mensch gähnt täglich mehrmals. Als Art Reflex ist Gähnen also unkontrollierbar und auch nicht zu vermeiden. Wissenschaftlich erwiesen ist mittlerweile die universale Verhaltens-Eigenschaft, die weder Geschlechts- noch altersspezifisch unterschieden werden kann.

Das Gähnen: Die wenigen (wissenschaftliche nachgewiesenen) Fakten

  • Das erste Gähnen erfolgt bereits ab der 11. Schwangerschaftswoche als Fötus im Mutterleib.
  • Mediziner und Psychologen konnten mittlerweile dokumentieren, dass das durchschnittliche Gähnen rund sechs Minuten andauert und meist in direkter Abfolge mehrfach wiederholt wird, ohne dass Anzahl der Gähn Vorgänge und Wiederholungen korrelieren.

Gähnen: Warum eigentlich? Wenngleich dieses Verhaltensmuster unserem aktuellen Wissensstand zufolge schon immer fest in uns verankert war; zum: „Warum“ gibt es bis heute keine gänzlich nachgewiesene Ursache – lediglich verschiedene wissenschaftliche Theorien und Mutmaßungen:

Unterschiedliche wissenschaftliche Meinungen zum Gähnen

  • Die einen halten Gähnen im Zweck begründet, den Druckausgleich zwischen Mittelohr und Rachen herzustellen. Gegner dieser Hypothese hingegen sind der Ansicht, dass der Druckausgleich ohnehin bereits durch den Kauvorgang und auch durch den Schluckvorgang ausreichend erfolgt und daher ein Druckausgleich über den Gähn-Prozess nicht zusätzlich erforderlich ist.
  • Einige Neurologen wiederum sehen das Gähnen in Müdigkeit und Sauerstoffmangel begründet. Doch auch diese populäre Hypothese hat viele Gegner. Hierzu ist festzuhalten, dass die Behauptung, Gähnen trete als Folge von Sauerstoffmangel auf, bereits wissenschaftlich deutlich widerlegt werden konnte. Nicht von der Hand zu weisen ist hingegen, dass wir häufiger gähnen, wenn wir müde sind.
  • Zahlreiche chemische Prozesse, die in unserem Körper ablaufen, dürften nach jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen ebenfalls zum Phänomen „Gähnen“ beitragen. So wurde mittlerweile nachgewiesen, dass sinkende Serotonin-, Glutaminsäure- oder Dopaminspiegel im Körper, das Auftreten des Gähnens begünstigen. Auch das Sinken des Endorphinspiegels dürfte für den Gähn Prozess entscheidend sein.
  • Amerikanische Wissenschaftler wollen nun einer neuen Fährte auf der Spur sein. Sie vertreten die Ansicht, dass Gähnen der Wärmeregulierung im Gehirn dient. Wie die New York State University kürzlich experimentell festgestellt und anschließend publiziert hat, lässt sich zwischen Temperatur des Gehirns und dem Gähn Vorgang eine deutliche Verbindung herstellen, so würden Menschen, die sich einen Coolbag an die Stirn halten, wenn Sie jemanden gezeigt bekommen, der gähnt, nicht zur Nachahmung neigen, jene, Probanden, die ein warmes Päckchen an die Stirn halten jedoch mehrheitlich schon. Daraus leiten die Wissenschaftler die Hypothese von „Gähnen als Thermoregulation des Gehirns“ ab.
  • Sehr populär ist die Ansicht, Gähnen würde durch Langeweile hervorgerufen. Dem widerspricht allerdings die Tatsache, dass wir besonders häufig gähnen, wenn wir hochkonzentriert sind, wie etwa kurz vor einem Bunge- Jumping-Sprung oder einer Herausforderung, die mit Überwindung gekoppelt ist. Auch Aus der Fauna ist das Phänomen bekannt. So gähnen Gorillas vor ihren Rangkämpfen oder auch Hunde gähnen vor einer Auseinandersetzung mit Artgenossen.
  • Beim herzhaften Aufreißen des Mundes, kommt es zu dem zu einer Erhöhung des Blutdruckes und zum Anstieg der Herzschläge. Damit würden auch jene Hirnareale, die wir zum Denken und Lernen benötigen besser durchblutet und man kann daraus schließen, dass das Gähnen die Leistungsbereitschaft des Gehirns als nachweislich erhöht.
  • Im Volksmund wird Gähnen oft als ansteckend bezeichnet. Richtig ist, dass wenn jemand in der Runde gähnt, unmittelbar danach auch andere aus der Gruppe gähnen. Psychologen sehen das in der synchronisierenden Gruppenaktivität begründet, die dazu dient den Schlaf-Wachrhythmus in einer Gruppe in Gleichklang zu bringen.
  • In zahlreichen Studien ist mittlerweile ein weiteres Phänomen belegt. Man muss nicht erst jemanden, dabei beobachten, dass er gähnt, um eine Nachahmung hervorzurufen, alleine die Auseinandersetzung mit dem Thema, respektive das mehrfache Lesen des Wortes Gähnen, kann bereits dazu führen, dass man zu gähnen beginnt und das unabhängig vom Interesse am Text oder dessen Aufbereitung.
  • Einig sind sich auf Wissenschaftler lediglich in einer Frage: Bis zur finalen Antwort auf die Frage warum wir gähnen, wird die Wissenschaft noch einige Forschungsprozesse durchlaufen müssen. Fakt ist jedenfalls, dass sich Gähnen nicht verhindern und ebenso wenig unterdrücken lässt. Man muss sich also auch nicht schämen, wenn der Gähn Reflex auftritt, denn dies ist kein Ausdruck von Desinteresse oder Unhöflichkeit, sondern ein biologischer Prozess, den wir ebenso wenig Steuern wie verhindern können.

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