Warum kann ich nicht „Nein“ sagen? Wie Lerne ich „Nein“ zu sagen?

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Vielen Menschen fällt es schwer „Nein“ zu sagen. Auch wenn sie sich im Anschluss darüber ärgern, nicht abgelehnt zu haben, werden sie das nächste Mal – zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit – wieder „Ja“ zu einer unliebsamen Aufgabe sagen. Sie möchten die Gründe hierfür wissen und wie sie das verhindern können?

Nein!“-Sagen: Warum kann ich es nicht?

  • In nachfolgendem Artikel werden wir als erstes die verschiedenen Ursachen bzw. Gründe durch gehen,welche psychologischen Ursachen dahinter stecken könnten, warum man nicht „Nein“ sagen kann.
  • Natürlich ist dies kein sofort lösbares Problem! Doch kennt man die Ursache bzw. kann man sich selbst in einem der gleich beschriebenen häufigen Gründe wiedererkennen, so ist dies der erste Schritt um aktiv gegen dieses Problem vorzugehen.
  • Im zweiten Teil werden wir dann auf einige Übungen und Fragestellungen eingehen wie man herausfindet ob man „nein“ sagen soll und wie man es dann auch tatsächlich schafft „nein“ zu sagen!.

Die häufigsten psychologischen Ursachen bzw. Gründe warum man nicht „Nein“ sagen kann?

Jeder Mensch ist anders! Es könnte einer der nachfolgenden Punkte die Ursache sein, vielleicht auch mehrere oder auch gar keiner der beschriebenen Punkte. Ein außenstehender kann dies nur schlecht beurteilen. Hier muss man sich selbst einfach einen Moment Zeit nehmen, in sich gehen, ehrlich zu sich selbst sein und sich selbst Fragen: Könnte dies die Ursache sein?

Die Angst vor Ablehnung!

  • Viele Menschen trauen sich nicht, „Nein“ zu sagen, da sie befürchten, hinterher von Freunden oder Bekannten gemieden zu werden bzw. diese sich dann nicht mehr melden.
  • Gerade im Beruf steht die Angst im Vordergrund, ein schlechtes Bild zu hinterlassen, wenn eine Aufgabe abgelehnt wird und später bei einer eventuellen Beförderung deshalb übergangen zu werden.
  • Diese Angst, auf Ablehnung oder gar Rache zu stoßen und das Gegenüber zu verletzen, kann ihre Ursachen bereits in der Kindheit haben.
  • Oftmals ist ein mangelndes Selbstwertgefühl der Grund für ein solches Verhalten.
  • Doch auch wenn es durchaus Situationen gibt, in denen ein „Nein“ negative Konsequenzen nach sich ziehen kann, sollte genau abgewogen werden, ob eine Zusage wirklich tragbar ist.

Das Bedürfnis nach Anerkennung!

  • Wer ungern ablehnt, trägt in sich häufig den Wunsch, von Anderen anerkannt zu werden. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig dadurch geschehen, keine Bitte abschlagen zu können.
  • Im Gegenteil droht die Gefahr, ausgenutzt zu werden, sobald Andere gemerkt haben, dass sie sich durch das Weitergeben von Aufgaben schnell die eigene Arbeit erleichtern.
  • Sicherlich soll dies nicht heißen, dass das Helfen Anderer grundsätzlich eine schlechte Sache ist. Dennoch sollte aber auch hier genau beobachtet werden, ob es sich um wirkliche Hilfe handelt, die gerne erbracht wird und notwendig ist oder jemandem lediglich mal wieder aus Gutmütigkeit ein Gefallen getan wird, der hinterher gar nicht in der Art und Weise gedankt wird, wie man es sich wünschen würde.

Die Angst vor Versäumnissen!

  • Nein“ zu sagen bedeutet auch, eine Gelegenheit abzuschlagen – Man könnte etwas verpassen!.
  • Gerade dieser Gedanke gibt einigen Menschen das beängstigende Gefühl, wichtige, interessante oder lustige Aktivitäten zu verpassen!
  • Statt jedoch unbedingt bei jedem Treffen oder jeder Feier dabei zu sein, ist es sinnvoller, sich vorher ausreichend Gedanken zu machen, ob man wirklich die Lust dazu hat oder es sich lediglich um eine zwanghafte Zusage handelt.
  • Wer öfter mal „Nein“ sagt, wird ganz automatisch erkennen, dass es nicht schadet, die ein oder andere Feierlichkeit mal verpasst zu haben. Die neu gewonnene Freizeit lässt sich zudem wesentlich entspannter nutzen.

Die Strategien Anderer erkennen!

  • Nicht immer sind es bloß freundliche Bitten, die uns dazu bringen sollen, eine Aufgabe zu übernehmen. In manchen Fällen weiß der Bittende ganz genau, wie er es anstellt, seinem Gegenüber ein Ablehnen nahezu unmöglich zu machen „Nein“ zu sagen.
  • Seien es Schmeicheleien, eine Mitleidstour oder gar Erpressungen – manche Menschen machen es einen so umso schwerer, „Nein“ zu sagen. Häufig wird in diesem Zusammenhang auch versucht, eine Ablehnung durch das Wecken von Schuldgefühlen, von vornherein unmöglich zu machen.
  • Haben diese Menschen einmal erkannt, dass sie auf diese Art und Weise stets ihr Ziel erreichen, werden sie es immer wieder probieren. Hier gilt es, dem Ganzen so schnell wie möglich ein Ende zu setzen, um nicht als beliebtes Opfer zu gelten.

Die Menschen im näheren Umfeld beobachten und wissen was die eigenen Bedürfnisse sind!

Immer wieder unliebsame Aufgaben anzunehmen bedeutet auch, die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen. Als Folge hieraus ergibt sich natürlich Stress, der durch die zusätzliche Arbeit anfällt und den meisten Menschen fehlt die Zeit um das zu machen was einem selbst wichtig ist!. Von dem häufigen Gefühl sich schwach und ausgenutzt zu fühlen mal ganz abgesehen.

Die eigenen Bedürfnisse!

  • Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, ist es mit das wichtigste: Die eigenen Bedürfnisse höher zu stellen als die der Anderen!
  • Hin und wieder jemandem einen Gefallen zu tun, ist natürlich in Ordnung und auch angebracht im menschlichen Miteinander. Doch ein gesunder Egoismus ist keinesfalls schädlich!
  • Hört sich leicht an, ist es meistens aber gar nicht! Die Problematik hierbei ist, dass die meisten Menschen sich noch nie über dieses Thema Gedanken gemacht haben: Was sind eigentlich die eigenen Bedürfnisse?

Als allererstes sollte man sich somit selbst Fragen:

  • Was möchte ich durch das „Nein“-Sagen erreichen? Mehr Zeit für mich? Oder einfach keine unliebsamen Aufgaben mehr machen müssen die man eigentlich gar nicht machen möchte? Welches Ziel möchte man sich selbst setzen bzw. erreichen?
  • Wo bzw. zu wem möchte ich genau häufiger „Nein“ sagen? Wo hätte ich in der Vergangenheit „Nein“ sagen sollen?
  • Wie hätte ich in der Vergangenheit eine Absage formulieren können? Häufig kommen die Fragen unerwartet, wo man eigentlich hätte „Nein“ sagen wollen. Überlegt man sich bereits im Vorfeld ein paar Mustersätze, ist man zumindest etwas besser vorbereitet – Nun muss man nur noch den Mut aufbringen die eingeübten Sätze auch zu verwenden!

Die Beziehungen zu anderen Freunden und Bekannten analysieren!

  • Eine ausgewogene Beziehung bedeutet Geben und Nehmen. Solange man ebenso viel bekommt wie man gibt, ist das Verhältnis ausgeglichen. Bemerkt man jedoch, dass man wesentlich mehr gibt, als man zurück erhält, ist es an der Zeit, sich über Veränderungen Gedanken zu machen.
  • Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei einer solchen Beziehung um ein Ausnutzen des Gegenparts.
  • In diesem Fall ist es erst recht angebracht, häufig „Nein“ zu sagen und Aufgaben nicht mehr zu übernehmen.
  • Erst der Mensch Gegenüber beweist, dass er oder sie ebenfalls bereit ist, in dieser Beziehung zu geben, ist es wieder in Ordnung, wieder Hilfe zuzusagen.

Hier sollte man sich Fragen:

  • Wer würde oder hat mir schon einmal geholfen bzw. Arbeit abgenommen als ich ihn um Hilfe gebeten habe? Wer wäre auch für mich da?
  • Selbstverständlich kann jemand anders auch nur für einen da sein wenn man fragt! Wenn man sich nicht sicher ist und die Arbeit einem mal wieder zu viel wird, einfach mal die Probe auf Exempel machen und um Hilfe bitten!

Die Menschen im eigenen Umkreis beobachten!

  • Im Freundes- und Bekanntenkreis sowie unter den Arbeitskollegen finden sich garantiert etliche Beispiele von Menschen, die des Öfteren „Nein“ sagen und Aufgaben nicht annehmen.
  • Diese Menschen und die Reaktion ihres Umfeldes dabei zu beobachten kann helfen, sich selbst das „Nein“ sagen leichter zu erlauben bzw. auch dabei zu lernen „Wie man es anstellt“.

Hier sollte man sich Fragen:

  • Gelten diejenigen, die hin und wieder eine Arbeit ablehnen, im Allgemeinen als herzlos oder egoistisch?
  • Werden sie von den Bittenden gemieden, weil sie ihnen den Gefallen nicht getan haben?
  • Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist dies nicht der Fall. So lässt sich schnell feststellen, dass es weder eine Schande ist, „Nein“ zu sagen, noch dass es schwerwiegende Konsequenzen nach sich zieht, nicht immer zu helfen.

Aus dem Teufelskreis ausbrechen: Wie Lerne ich „Nein“ zu sagen!

Wer sich immer schwer getan hat, Bitten abzulehnen, wird dies natürlich nicht von heute auf morgen problemlos beherrschen. Umso wichtiger ist es, das „Nein“ sagen zu üben.

Mit kleinen „Neins“ anfangen!

  • Beginnen kann man hier mit kleinen Ablehnungen wie beispielsweise dem Besuch einer Feier eines Bekannten, auf die man keine große Lust hatte.
  • Anstatt sofort zuzusagen, ist es ratsam, sich eine gewisse Bedenkzeit einzuräumen. Der Satz: „Lass mich bitte erst darüber nachdenken, ich gebe dir später Bescheid“ reicht bereits.
  • Als nächstes gilt es, sich selbst essentielle Fragen zu beantworten: „Habe ich dafür Zeit?„, „Habe ich Lust darauf?„, „Bin ich wirklich dafür zuständig?„, „Bringt es mich persönlich weiter?„, „Habe ich eigentlich wichtigeres zu tun?„, „Was kann passieren, wenn ich Nein sage?„, „Wäre ich in der Situation des Bittenden sauer über ein Nein oder würde ich es verstehen?“ bzw. „Warum fühlt sich eine Absage hier unangenehm an?„.
  • Wer sich bereits selbst mit triftigen Argumenten überzeugt hat, dem fällt es auch deutlich leichter, anschließend ohne schlechtes Gewissen „Nein“ zu sagen!
  • Sobald man merkt, dass das Leben auch so weiter geht und man nicht von Anderen gemieden wird, nur weil man hin und wieder Absagen erteilt, wird es immer einfacher fallen, „Nein“ zu sagen.

Die richtige Körperhaltung wird häufig unterschätzt!

  • Beim „Nein“ sagen zählt auch die eigene Körperhaltung!
  • Mit geradem Rücken und einem kräftigen Ton wird dem Gegenüber signalisiert, dass das „Nein“ ernst gemeint ist. So wird der Bittende nicht zu Überredungen verleitet.
  • Die richtige Haltung und Stimme können ruhig vor dem Spiegel geübt werden. Auch können in Gedanken Absagen öfter durchgespielt werden, um sich auf die Situation vorzubereiten.
  • Wer sich jemandem anvertraut hat, kann das „Nein“-Sagen in bestimmten Situationen auch mit dieser Person gemeinsam durchspielen.

Mit der neuen Selbsterkenntnis trotzdem Freundlich bleiben beim „Nein“ sagen!

  • Natürlich ist es wichtig, ein „Nein“ nicht wütend und ohne weitere Begründung auszusprechen. Auch der Bittende muss schließlich damit umgehen, dass seine Bitte abgelehnt wurde. Ein freundliches „Nein“ lässt sich zudem wesentlich einfacher über die Lippen bringen.
  • Wer sich eine Bedenkzeit eingeräumt und Argumente überlegt hat, mit denen er seine Ablehnung begründen kann, ist auch in der Lage, freundlich darzulegen, weshalb er die Aufgabe zumindest im Moment nicht annehmen möchte.
  • Zwar muss sich niemand für ein „Nein“ rechtfertigen, es fällt aber auch dem Gegenüber einfacher, es anzunehmen und zu verstehen, wenn er die Gründe hierfür kennt. Umso unwahrscheinlicher wird es auch, den Anderen mit einem „Nein“ zu verärgern.
  • Ebenfalls ist es angebracht, die Bitte verständnisvoll zu behandeln und sich gegebenenfalls zu bedanken, als potenzieller Helfer in Frage gekommen zu sein.
  • Ein Gegenangebot, die Aufgabe zu einem anderen Zeitpunkt zu übernehmen oder sich wenigstens um einen Teil davon zu kümmern, kann auch ein Schritt sein, sich immerhin etwas Mehrarbeit zu ersparen.

Letztendlich geht es schließlich nicht darum, stets strikt „Nein“ zu sagen, sondern es einfach zu können, wenn eine Zusage zu viel verlangt ist!

Unser letzter Tipp: Lügen ist keine Lösung!

  • Menschen die sich nicht wohl damit fühlen „Nein“ zu sagen, greifen gerne zu Ausreden: „Ich würde gerne, doch leider habe ich schon … vor heute!“.
  • Dieser Weg ist häufig zwar meistens der leichtere, doch wir raten dringend davon ab! Sollte die Wahrheit ans Licht kommen, dann wird die Beziehung bzw. Freundschaft zu diesem Menschen meist deutlich drunter leiden!
  • Dann lieber die Wahrheit sagen wie: „Heute habe ich ehrlich gesagt wirklich keine Lust aber ein anderes mal sehr gerne.“, es mag im ersten Moment zwar „gemeiner“ klingen, doch im Endeffekt ist ein wichtiger Baustein einer echte Freundschaften bzw. Beziehung, die Wahrheit und dass man den anderen Vertrauen kann! Wer hier lügt um leichter davon zu kommen, der Riskiert, dass dieser Baustein zerbricht.

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