Warum kann ich nicht weinen? Emmotionale Blockaden, Ursachen

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Tiefe Traurigkeit empfinden und doch keine Träne vergießen können – wie passt das zusammen? Für dieses scheinbar seltsame Phänomen gibt es eine ganze Reihe von Erklärungen. Wie entsteht diese emotionale Blockade, die viele so ratlos hinterlässt? Woher kommt die Angst sich zur eigenen Traurigkeit in Form von Tränen zu bekennen?

Warum kann ich nicht weinen?

  • Tränen vergießen heißt, sich ganz zur eigenen Traurigkeit zu bekennen und den damit verbundenen Schmerz zuzulassen. Warum das vielen Menschen Probleme bereitet, kann die unterschiedlichsten Ursachen haben, doch oft sind unbewusste Ängste und verdrängte Gefühle dafür verantwortlich.

Die Angst vor dem Weinen selbst

  • Tränen sind Ausdruck tiefer Emotionen. Doch Weinen macht auch Angst, denn es ist zunächst mit einer heftigen körperlichen Reaktion verbunden. Gerade unsichere Menschen haben Angst, dem Schmerz freien Lauf zu lassen und fürchten sich davor, in ein tiefes Loch zu fallen, aus dem sie sich nicht mehr alleine befreien können.

Die Angst vor Kontrollverlust

  • Hinter der Unfähigkeit zu weinen kann die Angst stehen, die Kontrolle über sich und die Situation zu verlieren.
  • Besonders Menschen, die immer perfekt sein wollen, sind oft nicht in der Lage, sich von Schmerz und Tränen überwältigen zu lassen. Sie neigen dazu, immer alles im Griff haben zu wollen und können schlecht einfach mal den Dingen ihren Lauf lassen. Aufkommende negative Gefühle oder seelischer Schmerz werden verdrängt.

Die Angst, für schwach gehalten zu werden

  • Weinen wird von Betroffenen oft als Ausdruck des eigenen Unvermögens empfunden, eine Situation zu meistern. In unserer Gesellschaft wird Weinen meist mit Schwäche gleichgesetzt. Weinen ist nur bei bestimmten Anlässen erlaubt und wird sonst eher als peinlich und unangenehm empfunden.
  • Besonders Männer lernen bereits in der Kindheit, dass Weinen nicht erwünscht ist. Weinende Männer werden schnell mal als Weichei oder Warmduscher bezeichnet.

Die Angst, verletzt zu werden

  • Die Unfähigkeit zu weinen beruht oft auf seelischen Verletzungen, die lange zurückliegen können. Weinen heißt auch, sich angreifbar und verletzlich zu machen, besonders wenn die Tränen in Gegenwart anderer fließen.
  • Oft wagen es Menschen, die häufig gedemütigt und gekränkt wurden, nicht, sich einem anderen ganz zu öffnen. Die Betroffenen kapseln sich aus Angst vor neuen Verletzungen ab und bauen zum Selbstschutz unüberwindbare Mauern um sich herum auf.

Die Angst, nicht ernst genommen zu werden

  • Menschen, die als Kind mit ihren Tränen nicht ernst genommen oder gar verhöhnt wurden, schämen sich auch als Erwachsene ihrer Tränen und misstrauen ihren eigenen Gefühlen.
  • Aus Angst erneut ähnliche Reaktionen zu ernten, unterdrücken sie lieber ganz ihre Tränen. Dieser Mechanismus kann sich derart verselbstständigen, dass sich der Betroffene nicht einmal mehr selbst darüber bewusst ist.

Anzeichen für eine Depression

  • Viele Betroffene berichten darüber, dass sie sich wie versteinert fühlen, wenn die Traurigkeit sie überkommt. Sie empfinden eine große Beklemmung, die oft mit körperlichen Symptomen wie Druck auf Brust und Hals einhergeht. Treten solche Zustände über einen längeren Zeitraum auf, kann durchaus eine ernsthafte Depression der Grund sein.
  • Menschen, die in einer Depression stecken, können oft weder Schmerz noch Freude intensiv empfinden, noch ihnen Ausdruck verleihen. Depressive wirken auf ihre Mitmenschen völlig unbeteiligt, ihr Schmerz ist nicht mehr für andere sichtbar.

Weinen über fremdes, anonymes Leid

  • Oft können Menschen, die nicht in der Lage sind, über ihr eigenes Leid zu weinen, bei einem traurigen Film oder angesichts fremden Unglücks sehr wohl Tränen vergießen. Es fällt meist leichter, “stellvertretend” als über den eigenen Schmerz zu weinen. Auch dieses stellvertretende Weinen kann entlastend sein.

Weinen kann befreien

  • Ständig unterdrückte und verdrängte Gefühle hindern daran, das Leben in seinem ganzen Facettenreichtum, in seiner ganzen Fülle zu leben. Wer die eigene Traurigkeit nicht annehmen kann, wird auch kaum in der Lage sein, einen Glücksmoment mit seiner ganzen Intensität auszukosten.
  • Sich dem eigenen Schmerz ganz hinzugeben kann befreiend sein, denn Weinen ist auch loslassen.
  • Nicht geweinte Tränen können sich in übermäßige Reizbarkeit wandeln oder sich in plötzlichen Wutausbrüchen entladen.
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