Warum heulen Wölfe? Heulen Wölfe wirklich den Vollmond an?

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Das Heulen ist zusammen mit einer Reihe anderer Laute fester Bestandteil der Kommunikation des Wolfes. Diese kann wie beim Menschen in verbale laute (z.B. Knurren oder Bellen) und nonverbale Gesten (z.B. Mimik und Körperhaltung) unterteilt werden. Ableiten lässt sich das Wort Heulen selbst vom mittelhochdeutschen Begriff hiulen, welcher wiederum dem Wort hiuwel für Eule entstammt.

Die Umschreibung für den Verständigungslaut des Wolfes ist also an den Eulenruf angelehnt, womit sich auch die mystischen und symbolischen Assoziationen des Menschen in Bezug auf die beiden Tierarten erklären lassen.

Doch warum heulen Wölfe nun wirklich?

  • Ausbildung der eigenen Stimme: Wolfswelpen sind ab etwa 4 Wochen in der Lage zu heulen. Bereits hier dient das Heulen der ersten Kontaktherstellung zu den Geschwistern und Eltern, aber auch der individuellen Lautausbildung. Das Heulen hilft den Jungen demnach, den Heuldialekt des eigenen Rudels zu erlernen, welcher sich abhängig von Region, Kontinent und Wolfsgattung stark unterscheiden kann.
  • Saison abhängiges Heulverhalten: Die Geburt der Jungwölfe, wie auch der Rhythmus des Wolfsjahres sind von großer Bedeutung für die Häufigkeit des Heulverhaltens. Bei ausgewachsenen Wölfen nimmt das Geheule für gewöhnlich ab, sobald die Welpen zur Welt kommen, um anderen Raubtieren den Aufenthaltsort der Nachkommen nicht Preis zu geben. Erst im Sommer tritt das Heulen wieder vermehrt auf und erreicht seinen Höhepunkt schließlich zur Paarungszeit im Winter.
  • Suche nach Artgenossen: Wie aus dem letzten Punkt bereits hervorgeht, dient das Heulen eines Wolfes unter anderem der Partnersuche. Da Wölfe stets antworten, wenn ein Rudelmitglied heult, gibt es für die Paarungszeit spezielle Heulmuster, die nur vom potentiellen Partner erwidert werden.
  • Verständigung bei der Jagd: Für die Orientierung und Lokalisierung anderer Artgenossen ist das Heulen ebenfalls besonders wichtig. Jagdreviere von Wölfen erstrecken sich meist über bis zu 15 Kilometer, weshalb die Rufe bei günstigen Wetterbedingungen auch ähnlich weit reichen. Neben dem akustischen Abstecken des beanspruchten Gebiets dient das Geheule deshalb auch dem Signalisieren des Jagdbeginns, dem damit verbundenen Zusammenrufen des Rudels, sowie dem Ankündigen der eigenen Rückkehr von der Jagd. Des Weiteren können die Rufe dazu benutzt werden, Wild auf zu schrecken und aus seinem Versteckt zu locken.
  • Funktion als Rudelritual: Die bekannteste Funktion des Heulens von Wölfen ist wohl die des Chorgesangs, welche der Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls innerhalb eines Rudels dient. Die soziale Interaktion beschränkt sich hierbei ausschließlich auf Rudelmitglieder, weshalb ausgestoßene Wölfe in der Regel keine Antwort mehr auf ihre Heulrufe erhalten.
  • Klagegesang: Heulen als Synonym für Weinen leitet sich nicht ohne Grund aus dem Verhalten trauernder Wölfe ab, wobei nicht nur das Wehklagen der Tiere im Todesfall eines Rudelmitglieds eine entscheidende Rolle spielt. Wurde ein Wolf beispielsweise von seinem Rudel verstoßen, so heult dieser sehr oft aus Einsamkeit, Stress oder Verzweiflung, wiegt der Verlust der sozialen Interaktion, insbesondere des gemeinschaftlichen Chorgesangs für den Geächteten doch äußerst schwer.
  • Parallelen zum Hundeverhalten: Der Hund entwickelte sich vor ca. 10.000 Jahren maßgeblich aufgrund großflächiger Domestizierung des Wolfes durch den Menschen. Folglich sind viele Verhaltensweisen des Hundes wölfisches Erbe. Bestes Beispiel hierfür ist das Gejaule von Hunden, wenn sie verunsichert bzw. verängstigt sind oder alleine gelassen werden. Auch das Hundebellen bei Auseinandersetzungen mit anderen Hunden, dem Wittern von Gefahr und beim Ertönen eines Martinshorns ist auf das Heulen des Wolfes zur Revierabgrenzung zurück zu führen.
  • Anheulen des Mondes: Entgegen weitläufiger Meinungen steht das Heulen von Wölfen in keinem Zusammenhang mit dem Stand des Mondes oder gar des Vollmondes. Der Irrglaube entstand höchst wahrscheinlich auf Grund der Nachtaktivität der Wölfe und der Tatsache, dass ihr Heulen während der Dämmerung vermehrt zu hören ist. Vermutungen dahingehend, dass die Mondphasen die wölfische Unruhe steigern, sind bislang nicht ausreichend belegt.

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