Wer war Astrid Lindgren? Von starken Mädchen & blonden Lausbuben

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Die schwedische Kinder- und Jugendbuchautorin Astrid Lindgren (1907 – †2002) hat mit ihrem Lebenswerk eine literarische Welt geschaffen, in der ganze Generationen aufgewachsen sind. Über die Abenteuer ihrer geistigen Kinder sind weltweit mehr als 140 Millionen Bücher erschienen – und auch heute noch reisen die Kinder mit Pippi nach Taka-Tuka-Land und machen Ferien auf Saltkrokan.

Der französische Schriftsteller Jules Renard hat einmal gesagt: „Alles was wir lesen, hinterlässt einen Samen, der keimt.“ Doch nichts von dem, was wir als Erwachsene lesen, prägt uns so sehr, wie die Geschichten und Erzählungen aus unserer Kindheit.

Astrid Lindgren in Zahlen & Fakten

  • Lindgren wird im Jahre 1907 als Astrid Anna Emilia Ericsson auf der schwedischen Insel Visingsö bei Vimmerby auf dem Gut Näs geboren und verstirbt im Jahre 2002 in Stockholm.
  • Weltweit zählt sie zu den bekanntesten KinderbuchautorInnen; allein in Deutschland ist sie mit über 20 Millionen verkauften Exemplaren die erfolgreichste Kinder- und Jugendbuchautorin aller Zeiten. Zudem basieren über 70 Verfilmungen auf den Texten Astrid Lindgrens und was die Namensfindung deutscher Schulen betrifft braucht sie sich auch nicht verstecken: Über 90 Schulen in Deutschland tragen den Namen der Autorin.
  • 1914-1923: Obgleich Lindgren als Kind einfacher Leute geboren wird, ermöglichen ihre Eltern ihr über die damals übliche Schulzeit von drei Jahren hinaus eine weiterführende Schulbildung in Vimmerby, während derer sich bereits ihr Sprachtalent offenbart; nach ihrem Abschluss arbeitet sie als „Haustochter“ einer wohlhabenden Familie in Vimmerby.
  • 1924-1926: Lindgren arbeitet als Volontärin bei der Zeitung „Vimmerby Tidning“, wo sie die folgenden drei Jahre das Journalisten-Handwerk erlernt.
  • 1927-1933: Lindgren geht nach Stockholm, um die Nachfolge der später als Sängerin berühmten Zarah Leander im Lektorat der „Svenska Bokhandelscentralen“ anzutreten; ein Jahr darauf wird sie Sekretärin im „Motormännens Riksförbund“ (ein Automobil-Club), wo sie auch ihren späteren Ehemann, Sture Lindgren (1898-1952) kennenlernt. Während dieser Zeit finden die ersten (zunächst anonymen) Veröffentlichungen in der Stockholmer Tageszeitung „Stockholms Tidningen“ statt.
  • 1940er Jahre: Lindgren, die das Schreiben bisher als Hobby betrachtete, wendet sich ernsthaft der Schriftstellerei zu; aus dieser Zeit stammen auch die Erzählungen um die starke Seemannstochter Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminza Efraimstochter Langstrumpf (kurz: „Pippi“), die Lindgren dauerhaft den Weg zum Erfolg ebnen.
  • 1945: Der Verlager Hans Rabén, der die Pippi-Erzählungen veröffentlicht, nimmt Lindgren als Lektorin unter Vertrag; als Verantwortliche für die Kinderbuchabteilung arbeitet sie hier bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1970.
  • Lindgren hat eine Tochter aus der Ehe mit Sture Lindgren und einen unehelichen Sohn, den sie 1926 während ihrer Zeit bei der „Vimmerby Tidning“ zur Welt brachte.

Was viele nicht wissen: Pippis „Mutter“ war auch politisch aktiv

Bereits Lindgrens erste bekannte Erzählung, „Britt-Mari erleichtert ihr Herz“ aus dem Jahre 1944, porträtiert mit der 15-jährigen Protagonistin nicht nur einen unbändigen Freiheitswillen, sondern auch einen starken emanzipatorischen Impuls, der sich durch Lindgrens gesamtes Werk zieht: Die Vielzahl an unabhängigen, freiheitsliebenden und nicht gesellschaftskonformen weiblichen Charakteren ist auffallend. Neben der „Frauenfrage“ hat Lindgren sich jedoch auch kritisch mit anderen politisch-sozialen Bereichen auseinandergesetzt:

  • In dem Roman „Kati in Amerika“ (1950) setzt Lindgren sich u.a. mit den Menschenrechten auseinander, indem sie die zeitgenössische Tatsache der sog. „Rassentrennung“ reflektiert.
  • Lindgren verfolgt auch die Entwicklungen außerhalb ihres Schreibtisches aufmerksam und setzt sich u.a. mit der Gewalt-Problematik unter Jugendlichen auseinander; immer wieder sucht sie im Zuge dessen das Gespräch mit Politikern und die Aufmerksamkeit der Medien.
  • Neben ihrem weltweiten Engagement für die Rechte der Kinder setzt sie sich auch für Tierrechte ein; u.a. ist ein 1988 in Schweden erlassenes Gesetz zu stärkeren Kontrollen in Massenviehbetrieben Lindgrens Einfluss zu verdanken.
  • Mit den „Brüdern Löwenherz“ nimmt Lindgren sich 1973 eines sehr umstrittenen Themas an, indem sie ein Kinderbuch über den Tod schreibt; sie erntet dafür viel Kritik – sowohl negative als auch positive.
  • Neben dem „Schwedischen Staatspreis für Literatur“ (1965), wird Lindgren 1978 mit dem „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels“ ausgezeichnet; 1994 erhält sie außerdem den „Right Livelihood Award“ und wird im Jahre 1997 zur „Schwedin des Jahres“ ernannt.

Lindgrens papierne „Kinder“ – die bekanntesten Figuren der Schwedin

Mit den verrückten Abenteuern von Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga und Ronja Räubertochter sind die meisten von uns aufgewachsen. Doch sie sind lange nicht die einzigen, die die laute und bunte „Lindgren-Welt“ bevölkern:

  • Aus zwei Romanen und zahlreichen Erzählungen bekannt ist „Madita“, eine sieben-Jährige Bürgerstochter, die mit ihren zwei Schwestern und ihrem Pudel auf dem Gut Birkenlund lebt. Die „Madita“-Romane gelten als sozialkritisch, da sie u.a. Problematiken wie die Ständegesellschaft reflektieren.
  • Etwas spannender geht es zu in den drei Romanen um „Kalle Blomquist“, der mit seinen Freunden rätselhafte Geschichten im fiktiven Kleinköping löst.
  • Deutlich frecher kommt „Karlsson vom Dach“ daher, der dank eines Propellers auf seinem Rücken fliegen kann und seinem zurückhaltenden Freund Lillebror allerhand Streiche spielt; Karlssons besondere Vorliebe gilt den Fleischbällchen, die Lillebrors Mutter macht.
  • Bekannt aus Romanen und Erzählungen sind auch die „Kinder aus Bullerbü“, die sich auf den Mittel-, den Nord- und den Südhof verteilen und allerhand Abenteuer zusammen bestehen. Mittelpunkt der Erzählungen ist die kleine Lisa, die mit ihren großen Brüdern Lasse und Bosse auf dem Mittelhof wohnen.
  • Weniger fröhlich als in Bullerbü geht es bei „Mio, mein Mio“ zu; der Roman zählt zu den Texten Lindgrens, die sich mit dem Tod auseinandersetzen: Mio stirbt direkt zu Beginn der Handlung, wird in dem Königreich auf der „anderen Seite“, wo er auch seinen Vater wiedersieht, jedoch zum Prinzen.

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